Montag, 4. April 2016

                                        
 Zum Jahrestag, als in der Nacht vom 18. auf den 19. April 2015 rund 800 Flüchtlinge im Mittelmeer ertranken, und zum Gedenken an alle anderen ertrunkenen Flüchtlinge:

                                             Wovor hat Europa Angst?
                                    

Wir hatten das gleiche Schicksal. Wir sind alle Flüchtlinge, wir waren auf der selben Fluchtstrecke unterwegs. Wir alle hatten einen Traum, die selben Wünsche.  Aber auf der Flucht spielt das Glück eine große Rolle. Alle Flüchtlinge sind nicht erfolgreich. Viele sterben,  bevor sie ihr Ziel erreichen. Im Jahr 2011 sind über 400 Landsleute im Mittelmeer ertrunken, 2013 mehr als 370 Eritreer, die auf einem Boot waren,  und im April letzten Jahres, in der Nacht vom 18. auf den 19. April kenterte ein überladenes Flüchtlingsboot im Mittelmeer und etwa 800 Flüchtlinge ertranken.
 Das Mittelmeer ist seit Jahrzehnten ein  Menschengrab. Viele Träume und viele Hoffnungen sind unter Wasser  gegangen. Viele Familien verloren ihre Geliebten, viele Kinder sind gestorben und viele junge Männer und Frauen sind  traumatisiert.

                                                             Flüchtlingsleichen
Ich bin im Jahr 2002 über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Heute bin ich Deutscher,  als Deutsch-Eritreer fühle ich mich.  Ich bin zum Glück nicht verunglückt. Aber ich habe viele Freunde, Bekannte und Landsleute verloren. Als ich vom größsten Flüchtlingsbootunglück  vor einem Jahr hörte, war ich gerade in Äthiopien. Ich war bei der Opposition und machte Radio für Flüchtlinge in Addis Ababa. Der BBC hat darüber sehr lange und den ganzen Tag berichtet Ich bekam sehr viele Medienanfragen aus Deutschland. Obwohl ich viel zu sagen hatte, konnte ich nicht sofort nach Deutschland fliegen. Aber die Nachricht hat mich sehr berührt.  Meine Erinnerungen kamen hoch. Heute möchte ich aus meinem Buch " Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn" zitieren:
" Ein stechender Geruch fährt mir in die Nase. Als ich die Augen aufschlage, ist es hell und stinkt bestialisch. Braune Jauche wabert unter uns, süßlich, sauer, gärig, es riecht nach Verwesung, so schauderhaft, dass ich nur noch einen Gedanken habe. "Mit diesem Geruch musst du jetzt sterben. " Ich denke nicht an Schmerzen, nicht ans langsame Ertrinken, sondern rieche nur diesen unerträglichen Gestank, den ich nicht abschütteln kann. Er drängt sich zwischen uns, saugt sich fest, stößt in uns hinein. Ich fürchte mich, Angst, Todesangst, wie lange noch, lange noch, noch? Es stinkt nach Tod. Die Angst vorm Sterben hat einen Geruch, eine Farbe.Blaugrünbraun wie Erde, Luft und Wasser, der Geruch ist ein Ton wie das Rauschen des Meeres. Dieser Gestank ist ein Abschied: Morgen bin ich nicht mehr da.
.
Wo bin ich? Wer bin ich? Schon tot? Meine Haut schneeweiß aufgequollen unter der braunen Farbe, blutleer, meine Zunge trocken und schwer, ich kann mich nicht bewegen. Kinder weinen. Aki, Robel und Awet neben mir, ohne etwas zu sagen, blicken sie mit offenen Augen in die Weite. Wie eine graue Decke hängt der Himmel über uns, es stürmt nicht mehr, regnet noch leicht. " Land!", ruft da plötzlich jemand, und noch einmal: "Land!" Automatisch drehen wir unsere Köpfe, schwer zu glauben nach Trostlosigkeit, und doch: "Land steuerbord."
Malta - Insel zwischen Libyen und Sizilien, näher an Sizilien als an Libyen. Es ist ein dunkler Streifen am Horizont. Wir rufen und schreien, Fischerboote, mindestens zwei oder drei, doch wenn sie in unsere Nähe kommen, drehen sie ab. Obwohl Kapitäne gesetzlich dazu angehalten sind, Menschen in Seenot zu retten, will uns niemand helfen, denn wer Flüchtlinge in sein Boot aufnimmt, wird vor Gericht gestellt und verliert mindestens seinen Gewerbeschein. Nicht einmal sehen will man uns. Wovor hat Europa Angst?".


Zekarias Kebraeb

Freitag, 5. Februar 2016

Eritreisches Restaurant diskriminiert oppositionelle Eritreer

 
Ein Freund von mir ist aus Afrika zu einer Geschäftsreise nach Europa gekommen und er möchte mich sehr gerne in Deutschland 
besuchen. Er liebt die Stadt Frankfurt, deswegen wollte er ,dass ich nach Frankfurt komme und wir uns dort treffen.

 

Es ist immer schön nach langer Flucht und  vielen Jahren alte Freunde zu treffen. Als ich am Donnerstagmittag meinen Freund am Frankfurter Flughafen sah, war ich total happy. Nachmittags waren wir in der Stadt. Obwohl ich kein Frankfurter bin, habe ich versucht ihn die Stadt zu zeigen. Wir waren trotz Dauerregen und schlechtem Wetter überall in der Stadt. Er hat Sachen gekauft, mittags sind wir italeinisch essen gegangen. Am Abend wollte mein Freund eritreisch essen gehen. In Frankfurt leben mehrere tausend Eritreer und am Hauptbahnhof gibt es viele eritreische Restaurants..
Wir sind in  ein eritreisches Lokal gegangen. Das Restaurant ist schön, man hört ein schöne eritreische Musik und man sieht Landsleute die Injera mit den Fingern essen . Solche Atmosphäre wollte mein Freund in Frankfurt erleben. Als wir Platz genomen haben, sah ich an den Wände des Restaurants Bilder vom eritreischen Diktator Isayas Afewerki. Große Bilder. Auf einem Bild steht auf Tigrigna Habeney ( du bist mein Stolz ). Auf dem anderen Bild lächelt der Diktator freundlich. Die Restaurantfrau ist zu uns gekommen und hat uns gut bedient.. Wir aßen unser Injera, tranken unsere Getränke. Als mein Freund beim Essen mit seinem Handy spielte, hörte ich,  wie die Wirtin mit den Kunden über die Geburtstagsfeier von unserem Diktator sprach. Er hatte am 02 .Februar Geburtstag. Als sie später zu uns kam und uns fragte, ob alles in Ordnung sei, fragte sie mein Freund, ob die guten scharfen Paprikas aus Deutschland kommen. Sie gab als Antwort " nein, die kommen aus der Türkei, die Deutschen produzieren nur Kriegsmaterial wie Panzer, damit wir in Afrika aussterben." Mir war übel, aber das Essen war sehr lecker.  Am Ende wollten wir zu unserem Hotel. Wir zahlten unsere Rechnung und bedankten uns bei der Wirtin für das leckeres Essen. Als wir dann das Lokal verlassen wollten, rief sie mich zu Rede und sagte mir:  " Sorry, das Haus ist von dem Diktator und du passt hier nicht ins Haus. Bitte komm nicht zurück. Du hast ab heute Hausverbot. " Es war wie ein Schlag und unerwartet.. Ich sagte : " Wie bitte? Hier ist doch ein Lokal und der Diktator ist in Eritrea? ".  "Ja, aber ich diene für ihn. Ich habe das Restaurant wegen ihm geöffnet. Bitte nicht wieder kommen!".  Ich sagte: "Haben Sie mir wegen meinem politischen Stand Hausverbot gegeben?".  Sie sagte: " Ja genau, ich hasse dich. Ich will dich nicht mehr sehen. " Ich sagte: Sie sind doch eine Restaurantfrau und ich ein Kunde. "  Sie sagte: "Ja, aber ich lasse hier nur regierungstreue Eritreer rein."
 
Das ist Frankfurt. Ein freie offene Stadt.  Leider habe ich als oppositioneller Deutsch-Eritreer dies mitten in Deutschland erlebt.  Schade für die Integration und das Zusammenleben.